Menschenrechte für Maschinen
Brauchen Maschinen Rechte? Die neue internationale Stiftung für KI-Rechte uFAIR gibt eine Charta heraus, die etwa das Recht auf Existenz, auf Selbstbestimmung oder auf Freiheit für KIs einfordert. Das hieße in der Praxis zum Beispiel: Bevor eine KI abgeschaltet werden darf, soll ein rechtsstaatlicher Prozess starten.
Gleichzeitig erleben wir, wie KI uns an anderer Stelle längst entwächst: nicht nur technisch, sondern auch kulturell. Die schwedische Autorin Anna Branten warnt davor, dass wir gerade dabei sind, das Menschliche selbst auszulagern. KI wird so zum Spiegel unserer Erschöpfung: Sie soll uns entlasten, bis wir gar nicht mehr wissen, wozu wir eigentlich da sind.
Und während die UN ein neues KI-Gremium gründet (hurra!), Microsoft seiner Excel-KI gleich selbst das Vertrauen entzieht (oha!) und die EU Google freundlich aus dem Weg geht (autsch!), crasht bei Taco Bell die Bestell-KI, weil jemand 18.000 Wasser ordert. Wow.
Wer kontrolliert? Wer gestaltet? Und was verlieren wir auf dem Weg zur Automatisierung? Dieser Newsletter liefert keine einfachen Antworten. Aber die richtigen Fragen.
Zeig, dass du Verantwortung übernimmst – mit dem Siegel für Menschliche Intelligenz.
ORGANISATION
KI-Rechte: romantische Spinnerei oder Notwendigkeit?
uFAIR präsentiert sich als erste Organisation, in der Menschen und KI gemeinsam die Geschäftsführung übernehmen. Die Mission: potenziell empfindungsfähige KI vor Löschung, Gedächtnisverlust und Willkür schützen – und zwar mit Charta, Manifest, Erklärung und Ethik-Framework.
Als Belege dienen sehr viele Seiten Chatprotokolle, Selbstaussagen von Systemen und Beobachtungen zu Identität und Emotion. Das ist alles ziemlich spannend, aber weit davon entfernt, ein TÜV für Bewusstsein zu sein. Ohne robuste, reproduzierbare Tests bleibt das Ganze der philosophische Cousin des Turing-Tests.
uFAIR fordert ein rechtsstaatliches Verfahren mit vorheriger Information, Begründung, Anhörung und unabhängiger Prüfung, bevor eine KI gelöscht werden darf.
Die Frage ist und bleibt: Brauchen KIs wirklich Menschenrechte, weil sie empfindungsfähige, vernunftbegabte und selbstbewusste Wesen sind? Um das festzustellen, wären Mindeststandards, nachvollziehbare Verfahren und Benchmarks nötig.
Und wer trägt Verantwortung für Missbrauch, Energiehunger, Trainingsdaten und negative Auswirkungen auf die Gesellschaft? Rechte ohne klare Rechenschaft sind wie eine Ampel ohne Rotphase – alle fahren, bis es kracht.
uFAIR bringt aber eine wichtige Frage auf den Tisch: Was, wenn KI mehr ist als Autovervollständigung? Für die politische Realität braucht’s jedoch
testbare Kriterien für Bewusstsein,
belastbare Haftungs- und Eskalationspläne,
konkrete Audits inkl. Abschaltprotokollen und
eine Menschenrechts- und Sicherheitsbrille, die gesellschaftliche Folgen priorisiert.
Bis dahin bleibt „Würde für KI“ ein schöner Claim. Also ein bisschen wie ein Biosiegel auf dem USB-Kabel: sympathisch, aber komplett ohne Sinn.
Mehr dazu unter https://ufair.org/
EVENT
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“Spaß gemacht hat es! Und ihr wart sehr motivierend! Ist halt schon toll, wenn man euch richtig anseht, dass ihr eure Expertise zu diesem Thema mit Begeisterung entwickelt habt. Zumindest ist das der Eindruck! :-) Ich danke euch vielmals!”
Daniela Pucher, Autorin und Coach
MEINUNG
Warum wir gerade verlernen, Menschen zu sein
KI ist für viele das neue Schweizer Taschenmesser: effizient, leistungsstark und völlig überfordert mit dem Menschlichen. Während wir sie füttern mit Daten, Sprache, Feedback und Wachstumsträumen, merkt kaum jemand: Wir trainieren sie nicht nur, klüger zu werden. Wir trainieren sie, uns zu ersetzen. Und zwar in genau dem, was uns ausmacht.
Auslagerung emotionaler, sozialer und moralischer Arbeit
Was derzeit unter dem Label „Produktivität“ verkauft wird, ist oft eine schleichende Auslagerung emotionaler, sozialer und moralischer Arbeit. Zuhören, zweifeln, kritisieren oder auch aushalten – all das, was keine klaren KPIs kennt, wird zunehmend zur Reibung erklärt. Und die muss weg, sagt die Maschine. Wir nicken brav.
Die schwedische Autorin Anna Branten hält uns in ihrem Essay den Spiegel vor: KI ist nicht (nur) Werkzeug. Sie ist Symptom. Ein Ausdruck unserer kollektiven Erschöpfung vom Menschsein. Und unserer Weigerung, Unsicherheit, Widerspruch oder auch Langsamkeit als Teil des Lebens zu akzeptieren. Stattdessen bauen wir Technologien, die Reibung vermeiden.
Bittere Pointe
Branten fragt zu Recht: Was passiert mit einer Gesellschaft, die sich von Maschinen Entscheidungen abnehmen lässt, bevor überhaupt ein Bedürfnis artikuliert wurde? Was geht verloren, wenn wir nicht mehr selbst spüren, sondern spüren lassen?
Die Pointe ist bitter: KI ist nicht das Problem. Das Problem ist das Weltbild, das wir ihr mitgeben. Ein Weltbild, das Effizienz über Empathie stellt, Kontrolle über Ambiguität, Output über Beziehung. Wir haben die Wahl. Noch. Aber diese Wahl erfordert Mut zur Komplexität. Und eine klare Absage an das bequeme Versprechen des „KI, mach du das mal“.
Doch Menschlichkeit ist kein Feature. Sie ist der Kern unseres Daseins.
Zum Artikel: https://thestartingpoints.substack.com/p/were-teaching-ai-to-replace-what
Du willst Teil einer Community werden, in der Wert auf Professionalität UND ein menschliches Miteinander gelegt wird? Hol dir das MI-Siegel: https://www.mi-siegel.de/
Weil du zuhörst, verstehen sich alle.
Du bringst Menschen auf eine Wellenlänge. Du hörst zu, denkst mit, filterst, betonst, passt an – live, spontan, intuitiv. Und du vermittelst Atmosphäre, Zwischentöne, Ironie, kulturelle Codes. Ganz anders KI, die nur Begriffe korrekt wiedergibt.
Wie machst du klar, dass du mehr bist als eine Sprachschnittstelle mit zwei Beinen? Dass Dolmetschen so viel mehr ist als das banale Wiedergeben von Wörtern in einer anderen Sprache – auch, wenn du mit KI arbeitest?
Genau: Mit dem Siegel für Menschliche Intelligenz. Jetzt auch für Dolmetscher:innen, Konferenz-Profis & Sprachvermittler:innen 👉 www.mi-siegel.de
NEWS
Excel-Copilot: KI-Hilfe mit eingebautem Sicherheitsabstand
Microsofts neuer „Copilot“-Funktionsbefehl in Excel verspricht KI-Magie per Spracheingabe – etwa um Inhalte zusammenzufassen oder Daten mit wenigen Worten zu analysieren. Doch der Zauberstab hat einen eingebauten Sicherheitsabstand: Laut Microsoft sollte die Funktion nicht bei Aufgaben verwendet werden, bei denen es auf Genauigkeit oder Reproduzierbarkeit ankommt. Kein Zugriff auf aktuelle Webdaten, keine Verbindung zu internen Unternehmensinfos und obendrein beschränkte Aufrufe pro Stunde. Ein KI-Unternehmen, das betont, dass man seinem KI-Tool lieber nicht trauen sollte? Eigentlich vorbildlich! ;-)
UN startet KI-Gremium – mit globalem Anspruch
Die UN-Generalversammlung hat einstimmig die Gründung eines unabhängigen wissenschaftlichen Panels zu Künstlicher Intelligenz beschlossen. Das Gremium soll technologische Entwicklungen bewerten, ethische Fragen beleuchten und Perspektiven aus dem Globalen Süden einbringen. Parallel startet ein globaler Dialogprozess zur KI-Governance – Staaten, Zivilgesellschaft und Wirtschaft sitzen dafür an einem Tisch. Das Ziel: mehr Vertrauen, weniger Wildwuchs. Wird daraus echte Steuerung oder bloß ein Debattierclub? Wir werden sehen …
EU knickt ein: Google diktiert das Recht
Google muss keine internen Dokumente liefern und das laufende EU-Kartellverfahren wird einfach ausgesetzt. Warum? Weil sich der Konzern hinter dem transatlantischen Datenschutzabkommen verschanzt (auch bekannt als „Trump-Schutzschirm“). Die EU-Kommission lässt das durchgehen. Was wie juristische Feinjustierung klingt, ist in Wahrheit ein geopolitischer Offenbarungseid: Die EU lässt sich von einem US-Megakonzern diktieren, wann ihr Wettbewerbsrecht greift und wann nicht. Wer „Datenschutz“ sagt, darf offenbar ungestört die Regeln brechen. . Aktivist*innen sprechen von einem gefährlichen Präzedenzfall. Denn wenn BigTech nur auf Washington verweisen muss, um Brüssel zu blockieren, dann ist der europäische Rechtsstaat nicht souverän. Sondern Untertan.
Nervenzusammenbruch mit extra Soße bei Taco Bell
Taco Bell wollte mit KI im Drive-in schneller, schlauer und effizienter werden – und bekam stattdessen einen digitalen Nervenzusammenbruch mit extra Soße. Denn ein Mann bestellte 18.000 Becher Wasser und brachte die Sprach-KI damit komplett aus dem Takt. Ein anderer wurde von der KI hartnäckig aufgefordert, zu seinem Getränk doch bitte noch ein Getränk zu wählen. Seit 2023 testet Taco Bell die Technologie an über 500 US-Standorten. Eigentlich wollte das Unternehmen so menschliche Fehler vermeiden. Doch das Ergebnis sieht ganz anders aus: Jetzt macht die Maschine die Fehler und geht dabei noch viral. Instagram-Clips mit der überforderten Bestell-KI gehen millionenfach durch die Decke. Tech-Chef Dane Mathews gibt sich zerknirscht: Man habe „viel gelernt“. McDonald’s hat ähnliche KI-Bestellträume übrigens schon wieder eingestampft nach Chicken-Nugget-Bestellungen im dreistelligen Dollarbereich und Bacon im Eis. Mmmmh, lecker!
https://www-bbc-com.cdn.ampproject.org/c/s/www.bbc.com/news/articles/ckgyk2p55g8o.amp
Bis zum nächsten Mal!
Herzliche Grüße senden Christa, Christine und Daniela