Zwischen Datenrausch und Denklücke

Es klingt so verheißungsvoll wie ein Prospekt für ein besseres Leben: KI macht Schluss mit Langeweile, mit Fehlern und lässt uns ganz viel Zeit für die wirklich wichtigen Dinge. So tönt es jedenfalls seit Monaten in der Silicon-Valley-Märchenstunde.

Doch im Schatten der Versprechen türmen sich neue Absurditäten:

  • Maschinen, die uns mit sprachlich lupenreinem Füllstoff abspeisen,

  • Algorithmen, die uns Begriffe ins Hirn träufeln und unser Denken beeinflussen und

  • eine Rechtssprechung, die Deepfakes nicht mal mit Wattebällchen bewirft.

Während Unternehmen weiter Milliarden in die digitalen Glücksmaschinen werfen, sitzen immer mehr Fachkräfte auf den harten Bänken des Arbeitsamts. Und unsere Sprache verwandelt sich in das akustische Äquivalent von labberigem Toastbrot.

Was bleibt übrig, wenn wir KI als Bullshit-Automat nutzen, der uns jeden Tag zu neuem Unsinn verführt? Wie verhindern wir, dass das, was uns als Intelligenz verkauft wird, am Ende unsere Eigenständigkeit aushöhlt? Und warum klingt plötzlich jede dritte Mail, als hätte sie ein Chatbot geschrieben?

Diese Ausgabe klopft dir den Algorithmusstaub aus den Synapsen und fordert dich auf, Haltung zu zeigen – für echte Mehrwerte, umfassende Qualität und klare Köpfe.

Zeige deine Haltung nach außen mit dem Siegel für Menschliche Intelligenz.


MEINUNG

Warum KI-Texte unser Denken verkleistern

Sprachwissenschaftler Daniel Perrin schlägt Alarm: Was Künstliche Intelligenz als Text ausspuckt, ist oft inhaltsleerer AI-Slop – sprachlich glatt, aber voller Banalitäten und ohne echte Perspektive. Im Interview mit 20min kritisiert Perrin, dass KI-Texte zwar effizient, aber meist ohne Herz, ohne Haltung und ohne Überraschung seien. Doch wenn wir uns dauerhaft an diesen Einheitsbrei gewöhnen, verlernen wir, eigenständig und kreativ zu denken. KI-Texte wirken wie ein Filter, der Originalität und kritisches Hinterfragen unsichtbar macht. Und damit letztlich unser demokratisches Miteinander gefährdet. Wollen wir uns wirklich von seelenlosen Maschinen-Sätzen abspeisen lassen? Oder verteidigen wir die Eigenständigkeit des Denkens und unserer Sprache?

https://www.20min.ch/story/ai-slop-linguistik-professor-daniel-perrin-kritisiert-ki-texte-103423132

💪 Dieses Thema greifen wir in unserem neuen Format auf:


DER TALK

“Hirnfäule – Wie dumm macht uns KI?”

KI zieht nicht leise in unser gesamtes Leben ein, sie marschiert. In Bildung, Arbeitswelt, Wirtschaft und Alltag übernimmt sie immer mehr Aufgaben und trifft Entscheidungen.

Deshalb starten wir ein neues Format: „Mensch. Maschine. Moral. – der Talk“ wird ein neuer digitaler Raum für kritischen Diskurs, unbequeme Fragen und klare Haltung. Unser erstes Thema habt ihr auf LinkedIn gewählt: Hirnfäule – Wie dumm macht uns KI?

Termin: 15. Oktober von 12 bis 12:45 Uhr

Kostenlos anmelden via LinkedIn

Wir freuen uns auf dich!


MEINUNG

KI macht Arbeit – aber nicht besser

Sie wurde versprochen als Wunderwaffe gegen Bürokratie, PowerPoint-Qualen und Content-Stress. Jetzt stellt sich heraus: Generative KI ist vorrangig aktive Produktivitäts-Sabotage. Workslop nennt sich dieses Phänomen. Also künstlich erzeugter Output, der zwar professionell aussieht, aber inhaltlich nutzlos, falsch oder schlicht generischer Bullshit ist. Dieser KI-Müll entsteht allerdings nicht von allein, sondern wird oft gutgläubig ins Unternehmen geschaufelt – von Beschäftigten, die glauben, „auch mal was mit KI“ machen zu müssen.

Eine aktuelle Studie beziffert: 15,4 % der Arbeitsinhalte sind inzwischen von Workslop betroffen. Pro Vorfall entstehen rund zwei Stunden Nacharbeit. Die Unternehmen investierten 30–40 Mrd. US-Dollar in GenAI, doch 95 % melden keinen messbaren Ertrag.

Schöne Sätze, miese Substanz

KI-Text klingt kompetent, ist sauber strukturiert und täuscht damit Urteilskraft vor. Doch in der Folge entstehen Kontrollschleifen und somit Reibungsverluste. Dazu kommt: Absender:innen von Workslop werden im Team häufiger als weniger kreativ, weniger kompetent und damit auch als weniger vertrauenswürdig wahrgenommen. Das Problem ist also nicht nur nervig, es ist teuer und schädlich für die Reputation.

Technologie ist kein Ersatz für Urteilskraft

Das sollte auch dir zu denken geben. Wie umfangreich und wofür nutzt du KI? Prüfst du immer kritisch, oder ertappst du dich dabei, aus Bequemlichkeit auch mal etwas durchzuwinken - wird schon passen. Wofür willst du stehen? Welche Qualität willst du abliefern?

KI macht Vorschläge, ja. Aber sie weiß nicht, was wirklich gerade gebraucht wird. Sie weiß nur, was statistisch wahrscheinlich ist. Und das ist selten exzellent. Was wir unserer Meinung nach brauchen, ist digitale Mündigkeit statt blinder Begeisterung. Und zwar mit klaren Qualitätskriterien, Redaktions- und Prüfprozessen und der Erlaubnis, KI-Output auch mal komplett zu verwerfen. Oder manche Aufgaben tatsächlich noch zu 100 % selbst zu erledigen.

💪 Das alles kannst du in unserer Schulung “KI & Content-Qualität” lernen – kostenfrei für alle, die das MI-Siegel tragen.

Zum Artikel: https://www.golem.de/news/produktivitaetssabotage-ki-muell-kostet-unternehmen-millionen-2509-200417.html


SCHULUNG

Hol dir das MI-Siegel und bekomme die Schulung "KI & Content-Qualität" dazu – kostenfrei

Wie gelingt wirklich guter KI-gestützter Content? Nicht durch noch mehr Tools oder noch längere Prompts, so viel ist sicher. Sondern durch ausgereifte Arbeits- und Denkprozesse.

In unserer Schulung lernst du, wie du mit KI effizient, markenkonform und nachhaltig arbeitest, ohne auf Qualität zu verzichten. Perfekt für alle, die KI im Marketing professionell und wirksam einsetzen wollen.

Dienstag, 5. November 2025, 9–12,30 Uhr

Preis regulär: 500 € zzgl. MwSt. – als Träger:in des MI-Siegels (120 € zzgl. MwSt./Jahr) bekommst du kostenfrei Zugang zur Schulung.

Du möchtest teilnehmen und hast noch kein MI-Siegel? Hier kannst du dir das MI-Siegel holen.

Du möchtest ohne MI-Siegel teilnehmen? Dann melde dich per Mail an menschlicheintelligenz@gmail.com

Mehr Infos: https://www.mi-siegel.de/schulung-ki-qualitaet

“Die gesamten Inhalte empfand ich als sehr informativ. Was ich mitnehme: Vor allem die Gefahren für’s Gehirn. Das war auch meine größte Neugierde.  Atmosphäre: aufgeschlossen, lebendig. Vielen Dank für den Input, es war mir die Zeit wert!”

Clara Brahms, Marke & Text


KI-TIPP

Die KI-Suche nervt? So entkommst du dem Antworten-Automat.

Die Google AI Overviews spucken dir fertige Antworten aus, statt dir klassische Links zu zeigen. Das klingt auf den ersten Blick bequem, ist aber ein gefährlicher Schritt Richtung Wissens-Monopol. Wer das nicht möchte, aber weiter Google nutzen will, hat aktuell zwei Möglichkeiten:

  1. Startpage nutzen: Diese Suchmaschine basiert auf Google, aber ohne Tracking, ohne KI-Slop und ohne Bezug auf deine früheren Suchen. (https://support.startpage.com/hc/de/articles/4455217128212-Was-ist-Startpage)

  2. Wenn du weiter das klassische Google nutzen willst, kannst du in der Seite der Suchergebnisse auf den Reiter “Web” klicken. Dann siehst du Suchergebnisse ohne KI-Zusammenfassung und ohne Werbung.

Doch das Wichtigste ist, dass du weiter dein Hirn nutzt bei der Auswahl der Quellen, auf die du dich verlässt. Ganz egal, wie du suchst.


NEWS

KI macht rechte Hetze salonfähig

In einschlägigen Foren kursieren aktuell Anleitungen, wie man große KI-Modelle austrickst, um gezielt rassistische Inhalte zu erzeugen. Besonders beliebt: fremdenfeindliche Bilder und Texte, die mit vermeintlicher Faktenlogik und emotionsgeladener Rhetorik Angst vor „Überfremdung“ schüren. Die Tools liefern dann auf Zuruf KI-generierte Bilder von „arabischen Horden“ oder Texte voller stereotyper Narrative – immer visuell stark, immer inhaltlich toxisch. Dabei erhalten diese Inhalte auf Plattformen wie X-Twitter oft sogar mehr Reichweite als gewöhnliche Postings. Igitt.

https://futurism.com/future-society/racists-anti-immigrant-slop

KI-Sprache kapert den US-amerikanischen Alltag

Was haben Begriffe wie „delve“, „intricate“ oder „commendable“ gemeinsam? Sie stammen aus dem Phrasenbaukasten moderner KI-Chatbots und schleichen sich immer öfter in die US-amerikanische Alltagssprache. Eine Analyse in der Washington Post zeigt, dass die Wortwahl von ChatGPT & Co. längst auf wissenschaftliche Texte und sogar auf Smalltalk abfärbt. In der Folge entsteht ein subtiler Remix von Sprache – algorithmisch geglättet, aber um Nuancen ärmer. Wollen wir wirklich klingen wie ein Chatbot? Oder sind gerade Vielfalt und Unschärfe der wahre Wert menschlicher Sprache?

Leider mittlerweile manchmal hinter einer Paywall: https://www.washingtonpost.com/opinions/2025/08/20/chatgpt-claude-chatbots-language/

Deepfake-Dilemma: Strafrecht im Blindflug?

Ob Nacktbilder von Politikerinnen oder gefälschte Beweisvideos: Deepfakes finden sich heute überall, während das deutsche Strafrecht noch im letzten Jahrtausend feststeckt. Doch jetzt wird auch bei uns nachgedacht: Die Herstellung und Verbreitung von Deepfakes soll künftig strafbar sein, auch wenn keine explizite Persönlichkeitsverletzung vorliegt. So könnte eine Lücke geschlossen werden, bevor KI-Fakes zum Standard-Repertoire politischer und gesellschaftlicher Manipulation werden. Doch Kritiker:innen warnen bereits: Ein neues Gesetz allein stoppt keine Desinformationsflut. Es könnte im schlimmsten Fall sogar zur Zensur und zu Missbrauch führen. Was nun?

https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/deepfakes-strafbarkeit-schutzluecke-stgb-vorbild-italien-meloni

IT-Arbeitslosigkeit: KI-Boom oder Job‑Frust?

Laut aktuellen Zahlen des Arbeitsmarktservice AMS steigt die Arbeitslosigkeit in IT‑Berufen in Österreich deutlich – und zwar so stark wie seit Jahren nicht mehr. Trotz aller Digitalisierungs- und KI‑Euphorie landen immer mehr Softwareentwickler:innen und IT‑Spezialist:innen auf dem Arbeitsmarkt. Besonders betroffen sind ältere Fachkräfte (die mit dem angeblich so dringend benötigten Spezial-Know-how!) und jene ohne aktuelle Spezialkenntnisse. Als Gründe nennt das AMS die Automatisierung durch KI, das Auslagern von Jobs ins Ausland und einen gesättigten Markt. Während Politik und Wirtschaft weiter vom digitalen Jobwunder träumen, erleben viele in der Branche das Gegenteil …

https://campus-a.at/2025/09/29/ams-starker-anstieg-der-it-arbeitslosigkeit/

Bis zum nächsten Mal!

Herzliche Grüße senden Christa, Christine und Daniela




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Vom Dirty Talk bis zum Digital Detox

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KI hilft – auch beim Betrügen.